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Wenn der Verdacht besteht, dass ein Hund eine Magendrehung hat, gilt es so schnell wie möglich einen Tierarzt oder eine Tierklinik zu verständigen, die in der Lage ist eine Magendrehung personell und ausstattungstechnisch zu versorgen.
Dann muss der Hund so schnell wie möglich dorthin gebracht werden.
Diese Vorlaufzeit ist wichtig, weil die Magendrehung nur mit einem eingespielten Team optimal versorgt werden kann und ein solches Team nicht in jedem Fall und zu jeder Zeit sofort verfügbar ist.

Wie erkennt man also eine Magendrehung?
Obwohl das Krankheitsbild der Magendrehung sehr typisch ist, verstreicht oft wertvolle Zeit, weil Tierbesitzer die Symptome falsch deuten und unterschätzen:


Jede Magendrehung entwickelt sich aus einer Erweiterung des Magens durch Aufgasung; erst anschließend dreht sich der Magen im Uhrzeigersinn um seine Längsachse. Dabei sind alle möglichen Drehungen bis zu 360° möglich, was zum unterschiedlichen Schweregrad der Symptome führen kann. Manchmal kann sich ein gedrehter Magen auch selbstständig wieder zurückdrehen und zu einer vorübergehenden Erholung des Pateienten führen.

Durch die Drehung kommt es zum Abschnüren des vorderen und hinteren Ausgangs des Magens, wodurch das erfolglose Erbrechen und die weitergehende Aufgasung erklärbar ist.
In der gespannten Magenwand kommt es schnell zu Zerreißungen von Blutgefäßen und zum Absterben von Teilen der Magenwand und der Milz, die mit dem Magen verbunden und mitgedreht wird.
Im schlimmsten Fall führt dies zum Zerplatzen der Magenwand und dem Austritt von Mageninhalt in den Bauchraum. Hier kommt dann jede Hilfe zu spät.
Der gedrehte riesige Magen verhindert den Blutrückfluss aus der hinteren Körperhälfte zum Herzen und drückt gleichzeitig immer mehr auf das Zwerchfell. Beides führt zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des gesamten Körpers.
Aus dem geschädigten Magen freigesetzte Toxine (Giftstoffe) verschärfen diese prekäre Stoffwechselentgleisung und führen je nach Schweregrad innerhalb weniger Stunden zum Schock mit Kreislaufzusammenbruch, Herzrhythmusstörungen, Gerinnungsstörungen und Multiorganversagen.

Behandlung
Obwohl die Folgen einer Magendrehung nicht bei allen Hunden gleich dramatisch sind, ist die Überlebenschance am Besten, wenn so schnell wie möglich nach dem Auftreten der ersten Symptome eine Schockbehandlung und Entlastung des aufgegasten Magens durchgeführt wird.

Über Venenkatheter an der Vordergliedmaße werden schnell große Mengen Infusionsflüssigkeit mit Schmerzmittel in den Körper gebracht, wodurch der Blutdruck steigt und durch die bessere Durchblutung die Entgiftungsfunktion der Niere wieder in Gang gebracht werden.
Anschließend wird eine Hohlnadel in die vorgewölbte Bauchwand knapp hinter der letzten Rippe eingestochen, sodass die Luft aus dem Magen entweichen kann. Alternativ kann auch versucht werden über eine Schlundsonde Luft und anderen Mageninhalt aus dem Magen zu entfernen.
Wenn der Kreislauf annähernd stabil ist, wird der Hund vorsichtig in Narkose gelegt und über einen Tubus mit Sauerstoff versorgt. Es wird versucht mit einer Schlundsonde den Magen zu erreichen und Gase, Flüssigkeit und kleine Futterbestandteile zu entleeren und damit den Magen weiter zu entlasten.
Der entscheidende Schritt bei der Operation ist das Zurückdrehen des Magens in seine Normalposition und Kontrolle der Magenwand und der Milz auf irreversible Gewebeschäden. In diesem Fall müssen die Milz und Teile der Magenwand entfernt werden, was die Operationsdauer massiv verlängert.
Abschließend sollte der Magen an der Innenseite des Bauchrandes mit einer Naht fixiert werden, damit verhindert man, daß sich der Magen noch einmal drehen kann.
Zur Nachbehandlung bleiben die operierten Hunde mindestens 24 Stunden hospitalisiert und werden weiter mit Infusionen, Schmerzmittel und Antibiotika versorgt.
Frühestens 24 Stunden nach der Operation werden die Tiere mit leichtverdaulichem Futter angefüttert.
Wenn die ersten 3 Tage gut überstanden sind, erholen sich die Hunde meistens vollständig; manche Tiere zeigen durch die Anheftung des Magens vorübergehendes Erbrechen.

Wie kann ich eine Magendrehung vermeiden?
Trotz vieler Studien weiß man eigentlich nicht, warum und wodurch Magendrehungen entstehen. Grundsätzlich kann es jeden Hund treffen.

Die Erfahrung zeigt aber sehr wohl, dass besonders große Rassen mit einem schmalen und tiefen Brustkorb häufiger betroffen sind als Hunde unter 20kg Körpergewicht. (Bloodhounds, Deutsche Dogge, Bernhardiner, Setter, Schäferhunde, Retriever, Berner Sennenhunde, Afghanen, Irische Wolfhunde, Rhodesian Ridgeback, etc.)

Intensive Bewegung nach der Fütterung könnte diesen gefüllten Magen in Schwingung und zum Drehen bringen. Obwohl solche Zusammenhänge nicht bewiesen sind, sollten Hunde aus den bekannten Risikogruppen mehrmals täglich gefüttert werden und unmittelbar nach der Fütterung nicht bewegt werden. 
Wenn möglich sollte bei gefährdeten Rassen im Zuge einer geplanten Bauchoperation (zB. Kastration) der Magen prophylaktisch an der Inneren Bauchwand befestigt werden.


Quelle: Text und Bild TA Dr. Peter Theurl 

 

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