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Die Minderdurchblutung führt dramatisch schnell zu einer Sauerstoffunterversorgung der Muskulatur und Nerven der Hintergliedmaße mit einer massiven Übersäuerung im Gewebe.

Wenn die Katze nicht innerhalb weniger Minuten befreit wird, sind auch die Organe in der hinteren Körperhälfte (Niere, Blase, Darm, Rückenmark) davon betroffen und es kommt zum gänzlichen oder teilweisen Gewebetod.
Hochgiftige Stoffwechselprodukte, Sauerstoffradikale und Entzündungsmediatoren werden nach der Wiederherstellung der Durchblutung in den ganzen Körper gespült und können zu Spätfolgen wie bleibende Lähmungen, Inkontinenz oder schlimmstenfalls bis zum Multiorganversagen führen.
Nicht selten benötigen diese Patienten nach der intensivmedizinischen Akutversorgung mit Schockbekämpfung und Schmerztherapie noch eine aufwändige Weiterbehandlung der Langzeitfolgen (Lähmungen, Harnverhalten, etc)

Als akuter Notfall werden „Kippfensterkatzen“ in der Regel im lebensbedrohlichem Schock mit blassen Schleimhäuten, erhöhter Herzfrequenz und herabgesetzter Körpertemperatur in der Tierarztpraxis vorgestellt. In den meisten Fällen sind die Tiere in der Hinterhand teilweise oder vollständig gelähmt, die Muskulatur der Hinterbeine ist meist verdickt, verhärtet und hochgradig schmerzhaft, was die Tiere durch verzweifeltes Schreien oder Maulatmung zum Ausdruck bringen. In manchen Fällen verlieren die Tiere blutigen Harn oder/und Kot.
Um das Ausmaß der Verletzungen und der Grad des Schocks festzustellen, werden durch eine klinische Untersuchung die Vitalparameter (Puls, Atmung, Temperatur etc.) und äußere Verletzungen erhoben.

Wichtig ist eine schnellstmögliche Laboruntersuchung um Auskünfte über alle pathologischen Veränderungen zu erhalten. Lebensbedrohlich hohe Kaliumwerte oder Nierenwerte müssen schnell und effektiv durch Infusionen korrigiert werden.
Durch Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen werden Verletzungen des knöchernen Skeletts und der inneren Organe festgestellt.
Das Ausmaß und die potentiellen Folgen solcher Verletzungen zeigen sich leider oft zeitverzögert, weshalb engmaschige und regelmäßige Kontrolluntersuchungen in den Tagen nach dem Unfall empfehlenswert sind.

Take home message (THM)

  1. Geöffnete Kippfenster nie unbeaufsichtigt lassen oder mit Holzkeil oder anderen Utensilien absichern!
  2. Kippfensterunfall ist immer ein akuter Notfall, auch wenn die Katze schnell aus der misslichen Lage befreit werden kann!!!
  3. Spätfolgen bedenken und Nachkontrollen ernst nehmen; Akutversorgung ist keine Garantie für einen guten Ausgang!!!


Quelle: Text und Bild TA Dr. Peter Theurl 

 

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